Wie die
Sächsische Schweiz zu ihrem Namen kam
Die
sächsischen Mittelgebirgszüge wurden
noch weit über das Mittelalter hinaus
wenig differenziert. Das
Elbsandsteingebirge wie auch die
Lausitzer Berge und das Erzgebirge
wurden als ?Böhmische Wälder?
bezeichnet.
Der Name
Sächsische Schweiz wird zwei gebürtigen
Schweizern, dem Maler Anton Graf
(1736-1813) und dem Zeichner und
Kupferstecher Adrian Zingg (1734-1816),
zugeschrieben. 1766 an die Dresdener
Kunstakademie berufen, lernten sie auf
ausgedehnten Wanderungen und
Studienreisen das Elbsandsteingebirge
kennen. Wohl berührt von der
landschaftlichen Schönheit und in
Erinnerung an ihre Heimat, prägten sie
den Namen Sächsische Schweiz. Seit 1800
verbreitete sich der Name auch im
Schrifttum und wird heute ganz
selbstverständlich für den sächsischen
Teil des Elbsandsteingebirges gebraucht.
|
Geologie des
Elbsandsteingebirges
In der
Kreidezeit, vor 135 bis 65 Millionen
Jahren, wurden die wesentlichen
Grundlagen für das heutige
Erscheinungsbild der
Sandsteinablagerungen im
Elbsandsteingebirge geschaffen. Vor 95
Millionen Jahren, zu Beginn der
Oberkreide, begann sich die nahezu ebene
Landoberfläche aus Erzgebirgsgneisen,
Elbtalschiefer und dem südlichen
Lausitzer Granitmassiv in Richtung
Nordosten zu senken. Dadurch konnte das
Kreidemeer vordringen und sich
ausdehnen. So lagerte sich in einem
Zeitraum von etwa 7 Millionen Jahren
eine über 600 Meter mächtige, zunächst
lockere Schichtenfolge aus Quarzsanden
ab, die sich nach und nach verfestigte.
Einsetzende Hebungsvorgänge in der
Oberkreide drängten das Meer zurück,
wodurch die Ablagerung der Sedimente zum
Erliegen kam. Eine weite, ungegliederte
Sandsteintafel blieb zurück.
Im Tertiär,
vor ca. 35 bis 25 Millionen Jahren,
zerlegten Krustenbewegungen das feste
Gefüge der Platte. Im Nordosten schob
sich die Granitdecke des heutigen
Lausitzer Berglandes über den Sandstein,
im Süden hob sich die Erzgebirgsscholle
und stellte sich schräg. Die Flüsse
bekamen dadurch ein viel größeres
Gefälle und schufen Durchbruchstäler,
tiefe Schluchten an den Bruchstellen und
senkrechte Spalten in der
Sandsteinplatte. An den Bruchstellen
quollen zum Teil basaltische Magmen
hervor und bildeten Vulkankegel.
Der Abtragungsprozess wurde zum Ende der
Eiszeit, vor etwa 0,5 Millionen Jahren,
beschleunigt, denn das Abschmelzen des
Eises führte zu einer stärkeren
Wasserführung der Flüsse,
insbesondere der Elbe. Diese grub sich
ca. 300 Meter in den Sandsteinsockel
ein, Schluchten und Klammtäler
entstanden. Verwitterungs- und
Abtragungsprozesse trugen und tragen
auch zukünftig zur weiteren Gestaltung
der Landschaft bei. Gerade im von Regen
oder Schmelzwasser durchfeuchteten
Sandstein wird das darin enthaltene
Schwefeleisen durch den im Wasser
mitgeführten Sauerstoff in Brauneisen
umgebildet, und die dabei entstehende
Schwefelsäure ist für die Zersetzung von
Gesteinsbestandteilen verantwortlich.
|
Geschichte und
Kulturlandschaft
Die
Sächsische Schweiz vereint seit je her
Kulturraum und Landschaft miteinander.
Im Mittelalter, im Streit zwischen
Böhmischen Adelsgeschlechtern und
deutschen Fürsten, befanden sich auf
einigen Felsen Burgwarten. Die
Handelswege zwischen Böhmen und Sachsen
gingen durch den Zschand und die
Affensteine, Teile der Hinteren
Sächsischen Schweiz. Bis Mitte des 15.
Jahrhunderts wechselte die
Gebietszugehörigkeit regelmäßig, mal
gehörten weite Teile dem böhmischen
Adelsgeschlecht der Berken von der Duba,
mal den Grafen von Dohna. Im Jahr 1451
kam das Gebiet unter die Herrschaft der
Wettiner, dem späteren Sächsischen
Königshaus.
Im
Elbsandsteingebirge veränderte der
Sandsteinabbau entlang der Elbe die
Landschaft nachhaltig und die forstliche
Nutzung reichte bis weit in die
hintersten Winkel. Die Romantiker des
19. Jahrhunderts entdeckten die
Sächsische Schweiz als
Erholungslandschaft und machten sie über
die Grenzen Sachsens hinaus bekannt.
Eisenbahn und Dampfschifffahrt brachten
den Tourismus in Gang, Gastwirtschaften
und Übernachtungsmöglichkeiten
entstanden und das Elbsandsteingebirge
wurde zu einem beliebten Ausflugs- und
Urlaubsziel.
Seit
dem Beginn des 20. Jahrhunderts bemühen
sich Wanderer und Kletterer in
besonderem Maße um die Erhaltung dieser
grandiosen Landschaft, die 1956 als
Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen
wurde. Seit 1991 ist die Sächsische
Schweiz Nationalparkregion, zwei große
rechtselbische Gebiete sind Nationalpark
und ein Teil davon gehört zur so
genannten Kernzone. Seit 2000 gibt es
auf der böhmischen Seite einen
Nationalpark, so dass ein
zusammenhängendes Schutzgebiet
entstanden ist.
Unser
Klettergebiet
Hier im
sächsischen Sandstein ist die
Freikletterei, also die Verwendung
künstlicher Hilfsmittel beim Bergsteigen
ausschließlich zur Absicherung und nicht
zur Fortbewegung, so alt wie sonst
nirgendwo. Seit der Besteigung des
Falkensteines durch Schandauer Turner im
Jahre 1864, die als die Geburtsstunde
des Freikletterns gilt, hat sich ein
ganz eigener Kletterstil entwickelt.
Ab 1890
begann die Erschließung in
klettersportlicher Hinsicht, bereits
1920 waren die bedeutendsten
Klettergipfel erstiegen. Schon 1918
wurde mit der Westkante am Wilden Kopf
eine Kletterroute im
Schwierigkeitsbereich VIIIa (VII-
UIAA-Skala) erstbegangen, es folgten
viele lohnende, neue Kletterrouten in
allen Schwierigkeitsgraden.
Heute stehen
an etwa 1100 Klettergipfeln über 18.000
Routen (Kletterwege und Varianten) aller
Schwierigkeitsgrade an zumeist gut
strukturiertem Sandstein von
unterschiedlicher Härte zur Verfügung.
Wände, Risse, Verschneidungen, Kamine,
Reibungen und Überhänge sorgen für
abwechslungsreiche Kletterei, wobei die
Wandhöhen zwischen 10 und 90 Metern
liegen.
Es ist zwar
einiges anders als in den
Klettergebieten im Rest der Welt. Aber
über allem liegt der Reiz des
Besonderen, der eines der größten
Klettergebiete Europas ebenso
einzigartig macht wie die Landschaft, in
der sich der Klettersport abspielt. Es
gelten auch heute noch besondere
Kletterregeln, die der langen Tradition
und der daraus entstandenen
Kletterethik, den geologischen
Besonderheiten sowie den
nationalparkrechtlichen und
naturschutzfachlichen Belangen Rechnung
tragen.
Wichtigste
Besonderheiten
- Im
Gegensatz zu den mit Bohrhaken
abgesicherten Sportklettergebieten
erfolgt die Absicherung, vor allem in
Routen im unteren
Schwierigkeitsbereich, weitgehend
mittels selbst zu legenden
Seilschlingen (Reepschnüre und
Bandschlingen) sowie in schwierigeren
Routen zusätzlich mit wenigen
gebohrten Ringhaken.
- Das
Felsklettern ist nur an den
ausgewiesenen Kletterzielen, also fast
ausschließlich an den
Sandsteingipfeln, erlaubt.
- Da der
Sandstein sehr weich ist, sind
metallische Sicherungsmittel wie
Klemmkeile, Friends u.ä. verboten. Da
das Gestein bei Nässe erheblich an
Festigkeit verliert, ist das Klettern
am nassen Fels untersagt.
Felsbeschädigungen durch Seilreibung
sollten vermieden werden.
- Die
Benutzung von Magnesia und anderen
chemischen Substanzen ist beim
Felsklettern nicht erlaubt.
- Auf fast
allen Klettergipfeln der Sächsischen
Schweiz befindet sich ein Gipfelbuch,
in das sich nach erfolgreicher
Besteigung eingetragen werden kann.
- Im
Elbsandstein hat sich eine eigene
Schwierigkeitsskala, die sogenannte
Sächsische Skala, entwickelt.
|